FAQ zur Roadmap

Power-to-Liquid (PtL) bezeichnet die Herstellung von flüssigen Kraftstoffen aus Strom, Wasser und CO2. Daher werden PtL-Kraftstoffe auch strombasierte Kraftstoffe genannt. PtL-Kerosin im Sinne der Roadmap bezeichnet Kerosin, das auf Basis von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien sowie CO2 aus nachhaltigen biogenen Quellen und aus der Atmosphäre erzeugt ist. Für einen erfolgreichen Markthochlauf kann auch die Nutzung von nicht-vermeidbaren CO2 aus industriellen Prozessen sinnvoll sein.

PtL-Kerosin ist ein Schlüssel zum CO2-neutralen Fliegen, aber es ist bislang weder in ausreichenden Mengen noch zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar. Die Roadmap gibt den Fahrplan vor, wie die Herstellung jetzt vom Labormaßstab in die industrielle Produktion überführt werden kann und wie Produktion und Markt angekurbelt werden können. Um hier Fortschritte zu erzielen, arbeiten die Unterzeichnenden der Roadmap, welche Politik und PtL Hersteller miteinschließt, gemeinsam an der Realisierung. Dabei gilt es, Wettbewerbsnachteile für die deutsche Luftverkehrswirtschaft zu vermeiden.

PtL-Kerosin ist in zahlreichen Pilotprojekten im Flugbetrieb erprobt worden. Der große Vorteil ist, dass PtL-Kerosin sich in der Handhabung genauso verhält wie konventionelles Kerosin. Es kann auf gleichem Wege transportiert, vertankt und schließlich beim Fliegen verbrannt werden – mit dem Unterschied, dass eben kein zusätzliches CO2 ausgestoßen wird. Es kann eingesetzt werden, sobald es in ausreichender Menge und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar ist.

Eine 100-prozentige Beimischung von PtL-Kerosin in Flugzeugen erfolgt bislang nur im Rahmen von Studien- und Demonstrationsflügen. Dies ist regulatorisch bedingt: zum momentanen Zeitpunkt ist eine Beimischung von bis zu maximal 50 Prozent erneuerbarem Kerosin zu konventionellem Kerosin zulässig. Dies hängt unter anderem mit der technischen Verträglichkeit in der Turbine zusammen.

Aus heutiger Sicht bieten sich zwei Herstellungswege des synthetischen Kerosins besonders an: die Fischer-Tropsch Synthese, sowie die Weiterverarbeitung von Methanol zu Kerosin. Um schnell messbare Erfolge bei der industriellen Produktion von PtL-Kerosin zu erreichen, sprechen die Unterzeichnenden der PtL-Roadmap sich klar für eine technologieoffene Herangehensweise aus und befürworten die ambitionierte Weiterentwicklung beider Verfahren.

Da die PtL-Kerosinproduktion aktuell weder am Markt etabliert noch unter den jetzigen Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig ist, fördert der Bund die Entwicklung und den Markthochlauf von PtL-Kerosin. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert PtL-Kerosin im Gesamtkonzept Erneuerbare Kraftstoffe.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert seit 2015 auf internationaler Ebene im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative Projekte zum Thema PtL-Kerosin (z. B. in Brasilien). Darüber hinaus wurde 2019 der International PtX-Hub Berlin eingerichtet, der u.a. ein Konzept für Nachhaltigkeitsanforderungen von PtX-Kraftstoffen erarbeitet und den Hochlauf von PtL-Kerosin auf globaler Ebene unterstützt. Zudem wird ein PtX-Kompetenzzentrum in Cottbus inklusive einer Anlage zur Erzeugung von PtL-Kerosin aufgebaut. Über eine Förderrichtlinie des sollen darüber hinaus weitere Mittel zur Erzeugung und Anwendung von strombasierten Kraftstoffen für den Luftverkehr bereitgestellt werden. Mit dem Regierungswechsel sind diese Förderaktivitäten in das Bundeministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) übertragen worden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Grundlagenforschung der Wasserstoffproduktion und Weiterverarbeitung.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie eine „Allianz zur Entwicklung des Power-to-X-Sektors“ mit Marokko vereinbart, die den Bau einer Referenzanlage vorsieht.

Die Schaffung eines regulatorischen Rahmens ist zentrales Gegenstück zur Förderung auf Produktionsseite für den Markthochlauf von PtL-Kerosin. Auf der Nachfrageseite sollte der Markthochlauf unterstützt werden durch freiwillige Abnahmeverpflichtungen durch die Luftverkehrs- und Logistikbranche.

In der PtL-Roadmap wurde festgeschrieben, dass als Ausgangsstoffe nur grüner Wasserstoff, Erneuerbare Energien und CO2 aus biogenen Quellen, der Atmosphäre bzw. aus unvermeidbaren Quellen genutzt werden sollen. Damit sind die Grundlagen für einen CO2-neutralen Flugkraftstoff gegeben.

Die Anfangsphase eines Markthochlaufs ist generell als herausfordernd anzusehen. Diese Zielmarke ist wichtig, um die Produktion anzukurbeln und eine weitere Hochskalierung anzureizen. 200.000 Tonnen PtL-Kerosin: Das entspricht etwa 1/3 des Kraftstoffes, der im innerdeutschen Flugverkehr verbraucht wird und spart etwa 630.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Aufgrund von veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen seit der Unterzeichnung der PtL-Roadmap kann sich der angestrebte Markthochlauf von PtL-Kerosin zeitlich verzögern. Auch die absoluten Zahlen können sich ändern, da der Luftverkehr in Deutschland noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau ist und sich die Luftverkehrsnachfrage nicht so entwickelt, wie ursprünglich angenommen.